Kommunikation zu Überflutungsrisiken in Ostseeküstenstädten Schleswig-Holsteins
Die Ostseeküstenstädte Flensburg, Schleswig, Eckernförde, Kiel und Lübeck in Schleswig-Holstein (SH) stehen am Beginn der Initiierung von Klimaanpassung und der Ausweitung von Hochwasserschutzmaßnahmen. Aufgrund des Meeresspiegelanstiegs und kombinierten Sturmflut- und Starkregenereignissen wird das Überflutungsrisiko an der Küste weiter steigen. Durch ihre vergleichbare Exposition ähneln sich die Ostseeküstenstädte in SH in ihrer Betroffenheit gegenüber diesen Risiken. Anders als an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste mit Landesschutzdeichen wurden Hochwasserschutzmaßnahmen in diesen Städten bisher kaum umgesetzt. Städtische Zentren und umliegende Stadtbereiche befinden sich teilweise im Überflutungsbereich von Sturmfluten mit einem 200-jährigen Wiederkehrintervall. An den Förden und Buchten der Ostseeküste kann es außerdem bei Sturmfluten zum Buchteneffekt kommen, der Wasserstände gegenüber anderen Küstenabschnitten erhöht.
Die gesellschaftliche Öffentlichkeit weiß häufig noch wenig über ihre im Hochwasserschutz gesetzlich verankerte Verantwortung zur individuellen Vorsorge beim Überflutungsschutz (§ 5 Abs. 2 Wasserhaushaltsgesetz) und Kommunen informieren diese zumeist nicht aktiv. Obwohl Eigenvorsorge Vulnerabilität signifikant verringern und sozialökologische Resilienz fördern kann, sind die Betroffenheit und Handlungsoptionen von Individuen noch wenig im politischen und öffentlichen Diskurs verankert.
Das Gesamtziel des Projektes Komm.Flut.Ost. ist es, eine Klimakommunikationsstrategie zur Eigenvorsorge bei Überflutungsrisiken für die Ostseeküstenstädte in SH erstmalig zu entwickeln. Konzepte und Theorien aus der Klimakommunikationsforschung und Umweltpsychologie werden in die Entwicklung einfließen. Die Klimakommunikationsstrategie soll in Form eines Leitfadens zentrale Kriterien einer effektiven und zielgruppenorientierten Klimakommunikation aufzeigen und den Städten als Orientierung dienen.
Die Teilziele umfassen:
(1) Analyse und Bewertung von Wissen und Handlungsbereitschaft bei den Küstenbewohner:innen zum Thema Eigenvorsorge bei Überflutungsrisiken (Zielgruppenanalyse). Es sollen insbesondere sozialpsychologische Informationen (z. B. Motivation, Einstellungen, Angsterleben) über die Zielgruppe gewonnen werden, um die Klimakommunikationsstrategie auf die Bedürfnisse der Bewohner:innen abstimmen zu können (wer adressiert wen,warum und wie).
(2) Förderung der interkommunalen Vernetzung der Ostseeküstenstädte SH durch Round Tables und Vernetzungstreffen (Koopertion und Austausch). Hierbei sollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede bisheriger Erfahrungen mit Überflutungsrisiken und Eigenvorsorge identifiziert und Optionen und Prioritäten des zukünftigen Umgangs gemeinsam herausgearbeitet werden.
(3) Herstellung von Transparenz und das Informieren über die Anpassung an Überflutungsrisiken durch öffentlichkeits- und medienwirksame Informationsveranstaltungen für die Küstenbewohner:innen (Bewusstseinsbildung und Befähigung).
Das Projekt leistet pilothaft einen Beitrag zu mehr eigenverantwortlichem Handeln bei Überflutungsrisiken in SH. Inhaltlich sowie räumlich soll es auch auf andere Regionen Deutschlands übertragbar sein und beispielhafte Impulse für die Anpassung an den Klimawandel geben können.
Das Projekt läuft von September 2021 bis Dezember 2024.
Es wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) im Rahmen des Förderprogramms "Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel" (DAS) gefördert (Förderkennzeichen 67DAS217). Projektträger ist Die Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH.